Gaspreisbremse.
So will die Regierung Verbraucherinnen und Verbraucher entlasten
Um die Auswirkungen der Gaspreiskrise auf die Verbraucherinnen und Verbraucher abzumildern, setzt die Bundesregierung auf eine Gaspreisbremse. Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist die Gaspreisbremse?
- Wie funktioniert die Gaspreisbremse?
- Ab wann gilt die Gaspreisbremse – und bis wann?
- Beispielrechnung Gaspreisbremse
- Wer profitiert von der Gaspreisbremse?
- Wie finanziert sich die Gaspreisbremse?
- Wie kann man die Gaspreisbremse in Anspruch nehmen?
- Gibt es auch Kritik an der Gaspreisbremse?
Was ist die Gaspreisbremse?
Im vergangenen Jahr sind die Gaspreise gestiegen wie nie zuvor. Als erstes machte sich dies bei den Energieunternehmen bemerkbar, die den Kostenanstieg an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergaben. Für viele stellen die Mehrkosten eine große finanzielle Belastung dar. Mit einer Gaspreisbremse will die Regierung dafür sorgen, dass die Kosten für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht ins Unermessliche steigen und damit die sichere Versorgung gewährleisten.
Wie funktioniert die Gaspreisbremse?
Der Preisdeckel liegt bei 12 Cent pro Kilowattstunde für Gas und bei 9,5 Cent pro Kilowattstunde für Fernwärme. Allerdings gilt die Gaspreisbremse nur für 80 Prozent des im September 2022 prognostizierten Jahresverbrauchs. Das heißt: Verbrauchen Kundinnen und Kunden höchstens die prognostizierten 80 Prozent, müssen sie für ihren Gesamtverbrauch nur die gedeckelten 12 Cent bezahlen. Jede verbrauchte Kilowattstunde, die über die 80 Prozent hinausgeht, kostet Verbraucherinnen und Verbraucher den mit dem Energieunternehmen vertraglich festgelegten Preis. Das soll die Verbraucherinnen und Verbraucher zum Sparen anregen. Was genau das rechnerisch bedeutet, veranschaulicht die Beispielrechnung weiter unten.
Ab wann gilt die Gaspreisbremse – und bis wann?
Die Gaspreisbremse startet im März 2023, greift rückwirkend auch für Januar und Februar 2023 und wird bis zum 30. April 2024 gelten. Bereits im Dezember unterstützte die Bundesregierung Verbraucherinnen und Verbraucher mit einer Soforthilfe und erstattete die Abschlagszahlung für Gas und Wärme für den kompletten Monat – unabhängig vom tatsächlichen Verbrauch. Auch hierfür galt als Grundlage der im September 2022 prognostizierte Jahresverbrauch.
Was ist eigentlich eine Abschlagszahlung?
Energieunternehmen vereinbaren in der Regel eine monatliche Teilzahlung der voraussichtlichen Gesamtrechnung mit ihren Kundinnen und Kunden. Diese Teilzahlungen werden als Abschlagszahlungen bezeichnet. Dabei orientiert man sich in der Regel an den Verbräuchen der vergangenen Jahre, um den erwarteten Gesamtbetrag zu kalkulieren. Abschlagszahlungen beugen einerseits Liquiditätsengpässen auf Versorgerseite vor und sorgen gleichzeitig dafür, dass Verbraucherinnen und Verbraucher nicht seine komplette Rechnung auf einmal zahlen muss. Eventuelle Differenzbeträge werden im Anschluss verrechnet. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen in diesem Fall nachzahlen oder erhalten Geld zurück. Aufgrund der stark gestiegenen Gaspreise lässt sich davon ausgehen, dass die kommende Jahresrechnung für Gas in vielen Fällen nicht durch die getätigten Abschlagszahlungen getilgt ist und viele Verbraucherinnen und Verbraucher hohe Summen nachzahlen müssen.
Beispielrechnung Gaspreisbremse
Eine vierköpfige Familie, die auf 100 Quadratmetern wohnt, verbraucht im Jahr durchschnittlich etwa 15.000 Kilowattstunden – das entspricht 1.250 Kilowattstunden im Monat. Vor Beginn der Gaspreiskrise lagen die Kosten für eine Kilowattstunde Gas bei knapp 6 Cent. Daraus ergaben sich monatliche Gaskosten von 75 Euro.
Rechnung: 15.000 kWh/12 Monate x 0,06 €/kWh = 75 €/Monat
Mittlerweile bezahlen Verbraucherinnen und Verbraucher etwa 20 Cent pro Kilowattstunde Gas. Zwischenzeitlich betrug der durchschnittliche Gaspreis sogar mehr als 40 Cent pro Kilowattstunde. Für unsere Beispielrechnung gehen wir von Gaskosten in Höhe von 30 Cent pro Kilowattstunde aus.
Rechnung: 1.250 kWh x 0,3 €/kWh = 375 €/Monat
Ohne die Gaspreisbremse betrügen die monatlichen Gaskosten so 375 Euro. Die Mehrkosten für den Familienhaushalt lägen bei 300 Euro pro Monat.
Durch die Gaspreisbremse müssen Endkundinnen und -kunden nur für den Anteil ihres Verbrauchs die vollen 30 Cent pro Kilowattstunde bezahlen, der über 80 Prozent ihres prognostizierten Jahresverbrauchs hinausgeht. Für den Rest fällt der gedeckelte Preis von 12 Cent an. Zur Vereinfachung gehen wir davon aus, dass der Gasverbrauch der Familie der September-Prognose entspricht. Die monatlichen Gaskosten betragen in diesem Fall 195 Euro. Die Mehrkosten für die Familien liegen so bei 120 Euro im Gegensatz zu den Gaskosten vor Beginn der Gaspreiskrise.
Rechnung: 1.250 kWh x 0,8 x 0,12 €/kWh + 1.250 kWh x 0,2 x 0,3 €/kWh = 195 €/Monat
Durch die Gaspreisbremse spart die Familie in dieser beispielhaften Rechnungen 180 Euro pro Monat. Der Grundpreis findet bei den Beispielrechnungen keine Beachtung.
Wer profitiert von der Gaspreisbremse?
Neben den privaten Haushalten werden Vereine sowie kleine und mittlere Unternehmen mit einem Gasverbrauch von weniger als 1,5 Millionen Kilowattstunden im Jahr von der Gaspreisbremse profitieren. Auch für Industriekundinnen und -kunden wird es einen Preisdeckel geben: Dieser soll ab Januar 2023 starten und 7 Cent pro Kilowattstunde für 70 Prozent des Gesamtverbrauchs betragen. Für Krankenhäuser und stationäre Pflegeeinrichtungen werden zudem Hilfsfonds eingerichtet, um deren flächendeckende Versorgung sicherzustellen.
Weshalb ist Gas so teuer?
Über Jahre hinweg war die Gaspreisentwicklung relativ konstant. Im Winter 2021 auf 2022 kletterten die Gaspreise dann auf einen langjährigen Höchststand. Grund dafür waren mitunter Panik-Käufe am Gasmarkt mit Blick auf den nahenden Winter, weil das Speicherniveau im Herbst 2021 das geringste seit Jahrzehnten war. Hinzu kamen ungünstige Witterungsbedingungen, die die Energieproduktion aus erneuerbaren Energien erschwerte. Es musste dadurch zusätzlich auf Gas als Energieträger zurückgegriffen werden. Während Expertinnen und Experten noch optimistisch waren, dass sich die Lage wieder beruhigen würde, sorgte der Angriff Russlands auf die Ukraine für eine Explosion der Gaspreise. Die starke Abhängigkeit Deutschlands vom russischen Gas rächte sich in der Folge. Seit Anfang September 2022 wird kein Erdgas aus Russland mehr nach Deutschland geliefert. Trotz des daraus resultierenden Mangels ist die Nachfrage nach Erdgas unverändert hoch. Dies treibt die Preise an den Gasmärkten weiter in die Höhe.
Wie finanziert sich die Gaspreisbremse?
Über Jahre hinweg war die Gaspreisentwicklung relativ konstant. Im Winter 2021 auf 2022 kletterten die Gaspreise dann auf einen langjährigen Höchststand. Grund dafür waren mitunter Panik-Käufe am Gasmarkt mit Blick auf den nahenden Winter, weil das Speicherniveau im Herbst 2021 das geringste seit Jahrzehnten war. Hinzu kamen ungünstige Witterungsbedingungen, die die Energieproduktion aus erneuerbaren Energien erschwerte. Es musste dadurch zusätzlich auf Gas als Energieträger zurückgegriffen werden. Während Experten noch optimistisch waren, dass sich die Lage wieder beruhigen würde, sorgte der Angriff Russlands auf die Ukraine für eine Explosion der Gaspreise. Die starke Abhängigkeit Deutschlands vom russischen Gas rächte sich in der Folge. Seit Anfang September 2022 wird kein Erdgas aus Russland mehr nach Deutschland geliefert. Trotz des daraus resultierenden Mangels ist die Nachfrage nach Erdgas unverändert hoch. Dies treibt die Preise an den Gasmärkten weiter in die Höhe.
Wie kann man die Gaspreisbremse in Anspruch nehmen?
Die Gaspreisbremse greift für Verbraucherinnen und Verbraucher automatisch, ohne dass sie etwas dafür tun müssen. Die Differenzbeträge zwischen gedeckeltem Kilowattstundenpreis und dem vertraglich festgelegten Preis werden den Anbieterinnen und Anbietern von der Bundesregierung erstattet. Ähnliches gilt für die Strompreisbremse.
Gibt es auch Kritik an der Gaspreisbremse?
Ja, Kritikerinnen und Kritiker bemängeln, die Gaspreisbremse sende falsche Signale. Sie vermuten, dass Verbraucherinnen und Verbraucher dadurch nicht zum Energiesparen animiert würden und dass der Preisdeckel sie sogar davon abhalte. Andere wiederum kritisierten, dass die Gaspreisbremse – mit Start März 2023 – zu spät kommt. Infolgedessen einigte sich die Regierung auf eine rückwirkende Deckelung der Preise für Januar und Februar 2023.