
Heizgradtage: So hilft die Maßeinheit beim Energiekosten-Überblick.
Wer ein Haus besitzt, interessiert sich brennend für die anfallenden Heizkosten – klar! Wie hoch sie sind, kann eine bislang recht unbekannte Maßzahl abschätzen: die Heizgradtage. Was hat es damit auf sich? Und was ist der Unterschied zwischen Heizgradtagen und Gradtagszahlen?
Definition: Was sind Heizgradtage?
Heizgradtage (HGT) sind eine Maßzahl mit der Einheit Kelvin-Tage (Kd/a = Kelvin day/anno). Anhand der Heizgradtage lässt sich ermitteln, wie viel Energie man in einem bestimmten Zeitraum benötigt, um ein Gebäude zu heizen. Dabei spielt die Außenlufttemperatur eine wichtige Rolle. Ist sie so niedrig, dass innen geheizt werden muss, spricht man von der Heizgrenztemperatur. In Deutschland gilt allgemein eine Außentemperatur von 15 Grad Celsius als Heizgrenztemperatur. Die Temperatur kann jedoch je nach Region und Gebäudetyp (zum Beispiel durch unterschiedliche Dämmqualitäten) leicht variieren. Wenn die Heizgrenztemperatur unterschritten wird und die Heizung anspringt, spricht man von einem Heiztag.
Jetzt könnte man meinen, man rechnet schlicht alle Heiztage im Jahr zusammen und hat dann eine Vorstellung davon, wie viel Heizenergie ein Gebäude in einem bestimmten Zeitraum benötigt. Doch leider ist es nicht ganz so einfach. Denn: An Tagen, an denen es sehr kalt ist, verbraucht eine Heizungsanlage meist mehr Energie, um die Räume warm halten zu können, während an milderen Tagen weniger Energie nötig ist. Jeder Heiztag hat also einen individuellen Energieverbrauch.
Für einen genaueren Überblick bedient man sich deshalb der Heizgradtage. Sie sind die Differenz zwischen der Heizgrenztemperatur – also 15 Grad Celsius – und der durchschnittlichen Außentemperatur an einem Tag. Liegt die Außentemperatur unter der Heizgrenztemperatur, wird die Differenz als Heizgradtag gezählt. Ist die Außentemperatur höher, werden keine Heizgradtage erfasst.
Je mehr Heizgradtage es in einem Jahr gab, desto kälter war es im Durchschnitt und desto mehr Heizenergie wurde benötigt, um die Innenräume auf eine angenehme Temperatur zu bringen. Und: Je mehr Heizgradtage, desto höher natürlich auch die Heizkosten.
Heizgradtage berechnen – mit einfacher Formel
Das Thema „Heizgradtage“ ist immer noch zu abstrakt? Mit einer einfachen Heizgradtage-Formel werden Sie die Aussagekraft dieser Maßeinheit ganz sicher verstehen. Dazu ein Beispiel:
Wir stellen uns vor, dass an einem Tag die durchschnittliche Außentemperatur bei 10 Grad liegt. Es handelt sich also um einen Heiztag, da es draußen kälter als 15 Grad ist. Nun berechnen wir die Heizgradtage, indem wir von unserer Heizgrenztemperatur – nämlich 15 Grad – die Außentemperatur – nämlich 10 Grad – abziehen:
15 Grad – 10 Grad = 5 Kd/a
An diesem einen Tag beläuft sich der Heizgradtageswert also auf 5 Kd/a, wenn man ihn auf die jährliche Heizperiode hochrechnet.
Ein einziger Tag reicht aber natürlich nicht aus, um zu erfahren, wie hoch der Energieverbrauch in einem Haus für ein ganzes Jahr ist. Dafür benötigt man die Werte eines jeden Heiztages im Jahr. Zum Glück müssen wir dafür aber nicht selbst täglich die Außentemperaturen messen und dann die Formel anwenden. Die Heizgradtage werden in der Regel von und meteorologischen Instituten berechnet. Sie ermitteln täglich die Außentemperaturen und übernehmen auch die Berechnung der Heizgradtage. Wetterdiensten
Heizgradtage kennen: Das sind die Vorteile
Als Besitzerin oder Besitzer eines Hauses kann es von Vorteil sein, sich mit den Heizgradtagen zu beschäftigen. Hier sind einige Gründe dafür:
- Energieverbrauch kennen und Kosten einplanen: Die Heizgradtage zeigen an, wie hoch der Heizbedarf in einer Heizsaison im Durchschnitt sein wird, was eine Schätzung des Energieverbrauchs und der damit verbundenen Kosten ermöglicht. So haben Sie mehr Planungssicherheit.
- Effizienz der Heizung überprüfen: Mit Hilfe der Heizgradtage kann ein Hausbesitzer oder eine Hausbesitzerin die Effizienz des eigenen Heizsystems analysieren. Sind die Heizgradtage im Vergleich zu den Heizkosten beispielsweise hoch, könnte das ein Zeichen dafür sein, dass die Heizung nicht effizient genug arbeitet. Die Heizung verbraucht dann eventuell zu viel Energie, um das Haus zu erwärmen.
- Heizzeiten mit anderen Jahren vergleichen: Dank der Heizgradtage lässt sich der Heizbedarf eines Jahres mit dem Bedarf aus vergangenen Jahren vergleichen. Stellen Hausbesitzerinnen oder -besitzer zum Beispiel einen steigenden Verbrauch fest, gibt das eventuell Aufschluss über Veränderungen in der Isolierung des Gebäudes oder beim Heizsystem.
- Heizzeiten optimieren: Wer Bescheid weiß über die Anzahl der Heizgradtage, kann die optimale Heizkurve einstellen, gezielter heizen und auf diese Weise die Energiekosten minimieren.
Heizgradtage vs. Gradtagszahlen: Was ist der Unterschied?
Sowohl Heizgradtage (HGT) als auch Gradtagszahlen (GTZ) können Aufschluss über den Wärmebedarf eines Gebäudes geben und helfen dabei, den Energieverbrauch zu ermitteln. Beide werden mit der Maßeinheit Kelvin-Tage (Kd/a = Kelvin day/anno) angegeben. Bei aller Ähnlichkeit gibt es aber feine Unterschiede:
Gradtagszahlen
An Heiztagen (also Tage mit einer Außentemperatur unter 15 Grad) werden die Differenzen zwischen der Außentemperatur und der angesetzten Raumtemperatur (20 Grad Celsius) erfasst und für einen bestimmten Zeitraum (zum Beispiel für einen Monat) summiert. Die Gradtagszahlen berechnen sich folgendermaßen:
Heiztage x (mittlere Innentemperatur – mittlere Außentemperatur) = Gradtagszahl
Beispielrechnung: Wir gehen von 26 Heiztagen, von einer mittleren Innentemperatur von 20 Grad Celsius und von einer mittleren Außentemperatur von 10 Grad aus. Dann sieht unsere Formel so aus:
26 * (20 - 10) = 260 Gradtage
Heizgradtage
Heizgradtage geben an, wie weit die Außentemperatur unter der Heizgrenztemperatur von 15 Grad Celsius liegt. Diese Differenz wird pro Tag berechnet und die Werte über die Heizperiode summiert. Statt der Innentemperatur – wie bei den Gradtagszahlen – wird nun aber die Heizgrenztemperatur (15 Grad Außentemperatur) genutzt.
Beispielrechnung: Gehen wir von einer Außentemperatur von 5 Grad Celsius aus, ziehen wir diese 5 Grad von unserer Heizgrenztemperatur (15 Grad Celsius) ab. Also 15 – 5 = 10. Daraus ergibt sich an unserem Beispieltag ein Wert von 10 Kd/a.
Gradtagszahlen-Tabelle als Hilfsmittel zur Bestimmung der Heizkosten
Die Gradtagszahlen sind vor allem auch für Vermieterinnen und Vermieter wichtig. Wenn es innerhalb einer Abrechnungsperiode zu einem Mieterwechsel kommt und die Zwischenablesung nicht möglich ist, dienen sie als Werkzeug zur Abschätzung der Heizkosten. So lassen sich die Grundkosten des Wärmeverbrauchs gerecht und regelkonform aufteilen. Denn: Heizungs- und Warmwasserkosten müssen zu mindestens 50 Prozent und maximal zu
70 Prozent nach dem tatsächlichen Verbrauch der einzelnen Mietenden abgerechnet werden. Grundlage dafür ist der . Paragraph 9b der Heizkostenverordnung
Der stellt auf seiner Website eine Gradtagszahlen-Tabelle zur Verfügung, die den geschätzten Heizbedarf in den einzelnen Monaten wiedergibt – alles unter der Annahme, dass an Tagen mit einer durchschnittlichen Außentemperatur von 15 Grad Celsius nicht geheizt werden muss. Die in der Tabelle genannten Richtwerte ergeben sich aus Temperaturmessungen, die über Jahrzehnte an verschiedenen Orten in Deutschland vorgenommen wurden: Interessensverband Mieterschutz e.V.
Monat | Gradtagszahlen |
---|---|
Januar | 170 |
Februar | 150 |
März | 130 |
April | 80 |
Mai | 40 |
Juni/Juli/August zusammen | 40 |
September | 30 |
Oktober | 80 |
November | 120 |
Dezember | 160 |
Gesamt | 1.000 |
Aus dieser Tabelle ergibt sich ein Wert von 1.000 Gradtagszahlen im Jahr in Deutschland. Um nun als Vermieter oder Vermieterin die anteiligen Verbrauchskosten zu berechnen, teilt man den Jahresverbrauch durch 1.000. Das Ergebnis daraus wird dann mit der Summe der Gradtagszahlen für den Mietzeitraum multipliziert.
Gradtagszahlen: Interaktive Tabelle für verschiedene Regionen
Wer es noch genauer wissen möchte und sich fragt, wie die Gradtagszahlen für die eigene Region verteilt sind, kann sich darüber in der informieren, die das Institut Wohnen und Umwelt zu Verfügung stellt (Klicken Sie dafür auf „ interaktiven Tabelle“). Hier können Sie individuelle Parameter wie Ihre Postleitzahl, die Innentemperatur Ihres Gebäudes und die Heizgrenztemperatur selbst eingeben und nachschauen, welche Gradtagszahlen für Ihre Wohngegend hinterlegt sind. Angezeigt werden die Daten aus dem Jahr 2024. Gradtagszahlen-Deutschland.xlsx
Häufig gestellte Fragen rund um die Heizgradtage
Wie viele Heizgradtage gibt es?
In Deutschland geht man von rund 2.750 Heizgradtagen im Jahr aus. Die Werte können aber von Region zu Region variieren.
Was sind Heizgradstunden?
Die Heizgradstunden ergeben sich, wenn wir die Heizgradtage mit 24 (Stunden) multiplizieren. Teilen wir diesen Wert noch durch 1.000, erhalten wir die Angabe in Kilowattstunden. Für Deutschland ergibt sich ein Mittel von 66.000 Heizgradstunden je Heizperiode. Das entspricht 2.750 Heizgradtagen. Wichtig zu wissen: Die Höhe der Heizgradstunden können von Region zu Region variieren.
Wie kann man die Heizgradtage ermitteln?
Die Heizgradtage ergeben sich aus der Summe der täglichen Differenzen zwischen der Raumtemperatur und der durchschnittlichen Außentemperatur (wenn sie 15 Grad Celsius unterschreitet). Beispielrechnung: Beträgt die durchschnittliche Außentemperatur eines Tages 3 Grad Celsius, beläuft sich der Heizgradtageswert auf 12 (15 – 3 = 12).
Wie berechnet man Heizkosten nach Gradtagszahlen?
Die Berechnung der Heizkosten nach Gradtagszahlen ist in der Regel immer dann nötig, wenn es in einem Haus zu einem Mieterwechsel kommt. Dies passiert ja leider nicht immer ganz passend zum Ende einer Nebenkosten-Abrechnungsperiode, sondern irgendwann während des laufenden Jahres. Das bedeutet natürlich auch, dass der alte Mieter oder Mieterin nur den Teil der Nebenkosten zahlen muss, der angefallen ist, während er oder sie in der Wohnung gewohnt hat.
Der Vermieter oder die Vermieterin ist dazu verpflichtet, bei einem Mieterwechsel eine Zwischenablesung der Heizkostenverteiler vorzunehmen. Sind elektronische Heizkostenverteiler vorhanden, ist das unkompliziert möglich – das ist aber nicht immer gegeben. Um auch dann die Verbrauchskosten weitgehend gerecht auf Vor- und Nachmieter zu verteilen, erlaubt die Heizkostenverordnung die Aufteilung der Verbrauchskosten nach der sogenannten Gradtagszahlenmethode. Gemeint ist damit eine Tabelle, die Werte auf Basis von jahrzehntelangen Messungen bereitstellt. Sie finden Sie auf oder weiter oben in diesem Artikel. der Website des Interessenverbands Mieterschutz e.V.
In dieser Tabelle ist abzulesen, dass man von rund 1.000 Gradtagszahlen im Jahr ausgeht. Um nun die anteiligen Verbrauchskosten zu berechnen, teilt man den Verbrauch für 12 Monate durch diese 1.000 Gradtagszahlen. Das Ergebnis wird dann mit der Summe der Gradtagszahlen für den Mietzeitraum multipliziert.