Stromproduktion Deutschland

Stromproduktion in Deutschland.

So viel Strom erzeugen wir

20.10.2021 Lesezeit: 5 min Energiemarkt

Ohne Strom läuft nichts. Doch wie viel Strom produziert Deutschland eigentlich aktuell? Wie viel Strom davon stammt aus erneuerbaren Energiequellen? Und wie verteilt sich das auf die einzelnen Energieträger? Hier gibt es die Antworten!

Die aktuelle Stromproduktion in Deutschland 

Energieproduzenten in Deutschland haben in 2023 bisher gut 350 Terawattstunden (TWh) Strom für die öffentliche Stromversorgung erzeugt, wie das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE ermittelte (Stand: Oktober 2023). Dabei handelt es sich um die Nettostromerzeugung. Das ist die Strommenge, die den Verbraucherinnen und Verbrauchern in Deutschland tatsächlich zur Verfügung steht, und entspricht dem Strommix, der aus der Steckdose kommt. Nimmt man den Stromverbrauch der Energiekraftwerke selbst dazu, kommt man auf die Bruttostromerzeugung. Diese liegt immer ein paar Dutzend Terawattstunden über der Nettostromerzeugung. Die Bruttostromerzeugung 2022 zum Beispiel war 28 TWh höher als die Nettostromerzeugung, wie Daten des Bundesumweltamtes zeigen.

Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion

2020 hatten die erneuerbaren Energien bei der Nettostromproduktion mit 50,2 Prozent zum ersten Mal die konventionellen Energieträger überholt. Der höhere Anteil an Ökostrom hing mit den günstigen Wetterbedingungen – viel Wind und zahlreiche Sonnenstunden – zusammen. Außerdem war der Strombedarf der Industrie als Folge der Corona-Pandemie niedriger. In den zwei Jahren danach konnten die Erneuerbaren die 50-Prozent-Marke nicht mehr überspringen.

2023 liegen die erneuerbaren Energien nun ganz deutlich vor den konventionellen Energieträgern: Knapp 60 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms stammt aus erneuerbaren Energiequellen, wie die Energy Charts des ISE zeigen (Stand: Oktober 2023). Fossile Energien wie Öl, Kohle und Gas machen nur noch 38 Prozent und Kernenergie nur noch knapp 2 Prozent aus. Die Gründe dafür: Während die Erneuerbaren mit den Klimazielen vor Augen kontinuierlich ausgebaut wurden, gingen im ersten Halbjahr 2023 die letzten Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz und die Kohlekraftanlagen produzierten weniger Strom. Damit wird der Strommix im Stromsee insgesamt immer grüner und aus den Steckdosen kommt immer mehr Ökostrom.

Stromproduktion nach erneuerbaren Energieträgern

Der 2023 in Deutschland erzeugte Strom verteilt sich auf verschiedene fossile und regenerative Energiequellen. Die für die Nettostromproduktion wichtigste Energiequelle unter den Erneuerbaren (und insgesamt) ist mit 29 Prozent die Windenergie. Ins öffentliche Netz eingespeiste Solarenergie kam auf 14,3 Prozent, Biomasse auf 9,5 Prozent und Wasserkraft auf 4,6 Prozent. Über das Jahr gesehen schwanken die Anteile der verschiedenen Energieträger. Besonders Windkraft und Photovoltaikanlagen sind stark von den Wetterbedingungen abhängig. Auf den Energy Charts des Fraunhofer-Instituts lässt sich die Stromproduktion in Deutschland und die Verteilung der Energieträger sogar auf den Tag genau verfolgen.

Wo in Deutschland wird Ökostrom produziert?

Ökostrom aus erneuerbaren Energien wie Wind, Sonne oder Biomasse wird über ganz Deutschland verteilt erzeugt. Rund 30.000 Windkraftanlagen mit einer installierten Leistung von zusammen über 60.000 Megawatt gibt es laut Bundesverband WindEnergie aktuell in Deutschland. Die Onshore-Windkraftanlagen stehen hauptsächlich im Norden und Osten Deutschlands. Dort herrschen weitaus bessere Windbedingungen als im Süden. Die meisten Offshore-Anlagen finden sich in der Nordsee, es gibt aber auch Windparks in der Ostsee. Wie sich Windkraftwerke über die Bundesländer verteilen, veranschaulicht diese Karte des Bundesumweltamtes, mit Stand 2023. Spitzenreiter bei der Produktion von Ökostrom aus Windkraft ist Niedersachsen, gefolgt von Brandenburg und Schleswig-Holstein.

Immer mehr Photovoltaikanlagen werden auf Deutschlands Dächern montiert: An die 3,5 Millionen Solaranlagen mit einer installierten Leistung von knapp 77.700 Megawatt sind es schon (nach Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur). Ein Teil des Solarstroms aus diesen PV-Anlagen fließt ins öffentliche Stromnetz. Bei Ökostrom aus Solar hat der Süden Deutschlands mit seinen vielen Sonnenstunden die Nase vorn. Bayern steuert über 20.000 Megawatt Solarstrom bei und Baden-Württemberg über 9.100 Megawatt, immerhin dicht gefolgt von Niedersachsen mit einer installierten PV-Leistung von gut 8.500 Megawatt.

Icon mit einer Hand, die eine leuchtende Glühlampe hält

Grüner Strom aus der Lausitz

Auch in Brandenburg wird Solarstrom in größerem Umfang produziert: GASAG | Spreestrom entsteht aktuell im Südosten von Brandenburg: Der Solarpark Laubsdorf 1 befindet sich in der Gemeinde Neuhausen / Spree. Auf 20 Hektar Fläche erzeugen über 35.000 Photovoltaik-Module etwa 10 Millionen kWh Ökostrom pro Jahr. Dieser wird direkt vor Ort ins Stromnetz eingespeist.

Entwicklung der Stromproduktion in Deutschland

Betrachtet man die letzten 30 Jahre, lässt sich feststellen, dass die Stromproduktion seit Mitte der Neunzigerjahre kontinuierlich gestiegen ist. Als Folge der Finanzkrise gab es 2009 einen Einbruch. Danach haben Stromerzeugerinnen und -erzeuger in Deutschland immer mehr Strom produziert, bis 2017 ein Spitzenwert erreicht wurde. Ab dann war die Tendenz wieder rückläufig. Besonders 2020 produzierten Energieerzeugerinnen und -erzeuger in Deutschland deutlich weniger Strom als 2019 und 2018. Das lag vor allem an den Auswirkungen der Corona-Pandemie.

Es ist zu erwarten, dass der Stromverbrauch in Deutschland in Zukunft steigt. Denn die Energiewende legt den Fokus auf Elektromobilität und mit Strom betriebene Wärmepumpen. Auch die zunehmende Digitalisierung aller Bereiche erhöht unseren Bedarf an Strom. Um diesen decken zu können, müssen die Erneuerbaren in den nächsten Jahren stark ausgebaut werden. Davon profitiert auch die Umwelt, denn Strom aus erneuerbaren Energien ist CO2-neutral.