Gerade hat die Technologiestiftung Berlin eine Studie zum Thema „Vernetzte Energie im Quartier“ vorgestellt. Wie wichtig ist eine gute Klimabilanz einzelner Haushalte für die Berliner Klimaschutzziele bis 2050?
Der Quartiersansatz ist kein Ersatz dafür, sich nicht mehr um die energetische Sanierung von einzelnen Objekten und Haushalten zu kümmern. Wir werden nicht darum herumkommen, dass Gebäude sehr viel Energie einsparen müssen, weil wir umgekehrt gar nicht so viel erneuerbare Energie zur Verfügung haben.
Erneuerbare Energie ist ein knappes Gut, und das wird sie auch bleiben. Deshalb müssen wir mit dem Verbrauch runter. Hinter dem Quartiersansatz steht die Überzeugung, dass wir das im Verbund schneller erreichen können. Auf technologischer Ebene müssen wir erneuerbare Energiepotenziale so effizient wie möglich nutzen. Für Solarenergie eignen sich manche Dächer besser als andere. Bei der Geothermie müssen wir schauen, ob es besser ist, an einem zentralen Platz eine geothermische Anlage zu realisieren, um mehrere Gebäude mitzuversorgen, statt viele Einzelbohrungen durchzuführen.
Auch das Thema Speicherung ist möglicherweise einfacher über eine Netzversorgung zu lösen als für einzelne Objekte. Vor diesem Hintergrund könnte zum Beispiel der Berliner Erdgasspeicher ein Puzzleteil in der Energieversorgung sein. Das Schöne daran ist, dass er sich aufgrund seiner Tiefe für verschiedene Nutzungsszenarien eignen könnte. Als Wärmespeicher in geringerer Tiefe und in der größeren Tiefe als Wasserstoffspeicher oder zur Methanerzeugung.
In einer Metropole wie Berlin kommen alle Puzzleteile zusammen, die für eine klimaneutrale Zukunft von Belang sind: Energieversorgung, Gebäude- und Stadtentwicklung, Wirtschaft, Verkehr/Mobilität, private Haushalte und nicht zuletzt die Verwaltung müssen ineinandergreifen und zusammen gedacht werden. Haben Sie manchmal Sorge, dass sich Berlin mit solchen ambitionierten Zielen übernimmt?
Hier geht es ja nicht ums Wollen, sondern ums Müssen. Im Moment ist das Thema noch auf das Klimaschutz- und das Energieressort zugeschnitten. Das ist nicht glücklich.
Denn für den Klimaschutz muss erstens gelten, dass er als Chefsache betrieben wird, und zweitens alle Politikfelder damit zu tun haben müssen, um diese Querschnittsaufgabe zu lösen. Man muss die politische Struktur anpassen, damit diese wichtige Herausforderung nicht in einzelnen Ressorts unter den Tisch fällt.
Ein abschließender Blick in die Zukunft: Sie kommen 2050 am Hauptbahnhof in Berlin an ...
Meine Assoziation lehnt sich an das an, was ich fast täglich erlebe. Erstens: Der Zug war pünktlich. Ich habe unterwegs produktiv gearbeitet, mich aber auch beim Blick durchs Zugfenster sehr gut entspannt.
Am Bahnhof habe ich noch schnell einen regionalen Obstsaft gekauft und mich dann auf das Fahrrad geschwungen, um nach Hause zu radeln. Bis auf den regionalen Obstsaft ist das eigentlich schon jetzt meine Realität.